Kind fasst an Steckdose

Kindersichere Elektroinstallation: Risiken minimieren

Kindersicherheit und Elektrizität: Gefahren erkennen und minimieren

Kinder sind neugierig und erkunden ihre Umgebung oft ohne das Bewusstsein für potenzielle Gefahren. Insbesondere Elektrizität stellt hierbei eine besondere Gefahr dar. Strom ist nicht sichtbar und selbst Erwachsenen fehlt häufig das Bewustsein für die möglichen Risiken. Steckdosen, Kabel und elektrische Geräte werden so zu häufigen Unfallquellen. Statistiken zeigen, dass elektrische Unfälle bei Kindern in Haushalten nicht selten sind und schwere Verletzungen zur Folge haben können.

Elektrische Gefahren für Kinder

Babys und Kinder erkunden ihre Umwelt mit allen Sinnen. Dabei wird alles genaustens betrachtet, aber auch in die Hand und in den Mund genommen. Insbesondere wenn Strom im Spiel ist, stellt das eine besondere Gefahr und damit Herausforderung für Eltern dar. Ist es dock verlockend auf einem Kabel herumzubeißen, Stecker in den Mund zu nehmen oder in die zwei Löcher in der Wand etwas einzuführen, seien es kleine Finger oder eine Schere.

Für einen Erwachsenen Menschen gilt eine Wechselspannung ab 50 Volt als gefährlich und damit als maximal zulässige Berührungsspannung. Bei Kindern ist dieser Wert mit 25 Volt nur halb so hoch. Durch die kleinere Körpergröße, aber auch weichere Haut ist Strom für Kleinkinder nochmal gefährlicher. Kommt es zu einem Stromschlag, drohen Verbrennungen, Muskelkrämpfe und Herzrythmusstörungen bishin zum Tod. Umso wichtiger ist es, mögliche Gefahren zu erkennen und das Risiko zu minimieren.

1. Fehlerstromschutzschalter (RCD)

Ein wichtiger Bestandteil einer modernen Elektroinstallation der Fehlerstromschutzschalter*. Diese Schutzeinrichtung wird am Anfang eines Stromkreises installiert. Bei einem Stromschlag oder defekt an einem Gerät entsteht ein sogenannter Fehlerstrom. Der Fehlerstromschutzschalter erkennt diesen Fehlerstrom und unterbricht in maximal 0,4s die Stromversorgung. FI-Schutzschalter sind heute für alle Steckdosenstromkreise vorgeschrieben. Standardmäßig werden RCDs mit einem Nennfehlerstrom von maximal 30mA installiert. Für ein Kinderzimmer könnte man beispielsweise einen RCD mit 10mA Auslösestrom installieren.

2. Steckdosen mit erhöhtem Berührungsschutz

Ein weiterer wichtiger Bestandteil einer kindersicheren Elektroinstallation ist es, Steckdosen „kindersicher“ zu machen. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Früher wurden Steckdosen mit erhöhtem Berührungsschutz* als „Kinderschutz-Steckdosen“ verkauft. Nach einem tödlichen Unfall in einer Kita mit einer solchen Steckdose, dürfen diese die Bezeichnung „kindersicher“ nicht mehr tragen. Es handelt sich dabei um Steckdosen mit erhöhtem Berührungsschutz oder „Shutter“.

Auch wenn diese nicht mehr kindersicher heißen dürfen, stellen sie trotzdem ein Plus an Sicherheit dar. Durch den Shutter-Mechanismus im inneren sind die Löcher der Steckdose verschlossen. Steckt man nun in ein einzelnes Loch der Steckdose einen Gegenstand, bleibt dieser verschlossen. Erst, wenn in beide Löcher gleichzeitig etwas eingeführt wird, wie ein Stecker, öffnet der Shutter und der Stecker kann eingesteckt werden. Das minimiert das Risiko, dass Kinder Gegenstände in die Steckdose stecken. Allerdings ist auch das kein hundertprozentiger Schutz wie ein tragischer Unfall an einer Kita gezeigt hat.

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3. Kindersicherung für Steckdosen

Eine weitere Möglichkeit Steckdosen zu sichern sind sogenannte Kindersicherungen für Steckdosen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es gibt Klebeeinsätze für Steckdosen, die ähnlich funktionieren wie die oben genannten Shutter. Man muss einen Stecker einführen und diesen drehen, damit die Löcher der Steckdose freigegeben werden. Diese einklebbaren Kindersicherungen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Durch diese wird der Stecker nicht mehr in voller Länge in die Steckdose eingeführt, was den Kontakt verschlechtert. Unter Umständen erhöht das die Brandgefahr.

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Eine weitere Möglichkeit ist es Steckdosen die nicht genutzt werden mit speziellen Kindersicherungen zu versehen, die die Steckdose als ganze verschließen. Diese muss man dann vor Benutzung erst mit einem Hilfsmittel wie einem Schraubenzieher herausholen. Aber auch diese Methoden stellen keinen hundertprozentigen Schutz dar.

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4. Nicht benötigte Steckdosen abklemmen, ausschalten oder zustellen

Eine andere, pragmatische Lösung kann es sein, Steckdosen in Gefahrenbereichen außer Betrieb zu nehmen. So könnte man Steckdosen im Kinderzimmer oder Spielbereichen der Kleinkinder stillegen, damit diese keine Gefahr mehr darstellen. Je nach vorhandener Installation wäre ein Abschalten durch die Sicherung möglich. Aber auch die Steckdose intern abzuklemmen. Wo möglich kann auch ein Möbelstück die Steckdose verdecken.

5. Kindersicherheit durch Smart Home

Eine weitere, interessante Möglichkeit ist die Kindersicherheit von Steckdosen durch Smart Home zu realisieren. Statt Steckdosen außer Betrieb zu nehmen, macht man diese durch Smart Home Produkte schaltbar. Je nach Bedarf lassen sich Steckdosen damit gezielt ein- und ausschalten. Die Steckdosen sind damit gesichert, lassen sich aber bei Bedarf ohne Aufwand wieder verwenden.

Für weitere Informationen folgt hier ein seperater Artikel zum Thema Kindersicherheit durch Smart Home.

6. Kabel, Ladegeräte, Elektrogeräte

Auch Kabel, Ladegeräte oder Elektrogeräte können eine Gefahr für Kinder darstellen. Auch hier sollte man daher prüfen, welche Gefahren entstehen können und welche Maßnahmen Abhilfe schaffen. So sollten nach Möglichkeit keine Mehrfachsteckdosenleisten offen herumliegen, Kabel sicher und möglichst versteckt verlegt werden. Ladegeräte die nicht genutzt werden, sollten ausgesteckt werden. Gleiches gilt für Elektrogeräte.

Achte bei allen Geräten und Kabeln darauf, dass diese in einwandfreiem Zustand sind, keine Beschädigungen und defekte Isolierungen haben. Auch sollten alle Produkte über entsprechende Prüfsiegel verfügen und damit Normen und Sicherheitsstandards entsprechen. Der VDE-Verband warnt regelmäßig vor billig Produkten aus dem Internet.

Ladegeräte für Smartphone & Co. stellen aufgrund ihrer niedrigen Spannung eigentlich kein großes Risiko dar. Allerdings kann das bei billigen Produkten auch anders aussehen wie z.b. ein Fall einer Frau zeigt, die in der Badewanne durch ihr Handynetzteil ums Leben gekommen ist. Schuld war hier, dass wichtige Sicherheitsmaßnahmen im Netzteil eingespart wurden und so die volle Netzspannung am Ausgang anlag. Daher sollte man auch bei Ladegeräten immer vorsichtig sein und diese nach Nutzung ausstecken.

7. Erziehung und Sensibilisierung

Kinder sind neugierig und gerade das verbotene ist noch viel interessanter. Ab einem gewissen Alter sollten Kinder aber auf die Gefahren von Elektrizität hingewiesen und dafür sensibilisiert werden. Das stellt auch für das spätere Leben die größt mögliche Sicherheit dar.

8. Rauchwarnmelder nicht vergessen

Auch wenn Rauchmelder heute fast überall vorgeschrieben sind, möchte ich an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen. Insbesondere im Kinderzimmer sollte die Installation eines Rauchwarnmelders nicht vergessen werden. Diese sollten im Idealfall vernetzt sein mit Rauchmeldern* in anderen Räumen wie dem Elternschlafzimmer.

Fazit zur Kindersicherheit in der Elektroinstallation

Wie du siehst, gibt es einige Möglichkeiten die Elektroinstallation kindersicherer zu gestalten. Am Ende sollte es eine Kombination aus mehreren Maßnahmen sein um einen möglichst großen Schutz zu gewährleisten. Abschließend sollte jedoch auch erwähnt werden, dass keine dieser Maßnahmen einen hundertprozentigen Schutz bieten. Kinder sind erfinderisch und finden schnell Wege auch die hier genannten Schutzmaßnahmen zu überwinden. Trotz aller Maßnahmen sollte man also immer Wachsam bleiben und Gefahren immer im Blick haben.

Alles nur eine Frage der Erziehung?

„Eine kindersichere Elektroinstallation ist nur etwas für Eltern, die zu faul sind ihre Kinder zu erziehen“. Aussagen wie diese, habe ich für diesen Artikel viele erhalten. Sehr oft wird das Argument vorgetragen, dass man seine Kinder nur früh genug an Gefahren heranführen und ihnen das richtige Verhalten beibringen muss. Doch macht das einen zusätzlichen Schutz durch eine kindersichere Elektroinstallation wirklich überflüssig? Ich sage nein!

Selbstverständlich ist es wichtig, dass man seine Kinder früh für die alltäglichen Gefahren sensibilisiert. Doch können Kinder wirklich schon von Geburt an alle Gefahren erkennen und ganz wichtig – diese auch verstehen? Nach Aussage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, besitzen Säuglinge und Kinder im Alter von 0-4 Jahren noch kein Gefahrenbewustsein. Auch wenn man seinem Kind die Gefahr versucht zu erklären, es wird für sich selbst die Gefahr nicht verstehen.

Die kindliche Entwicklung wurde in den vergangenen Jahrzehnten intensiv erforscht. Aus diesen Forschungen weiß man heute, ab welchem Alter die körperliche, geistige und seelische Entwicklung es Kindern erst ermöglicht, Risiken und Gefahren zu erkennen und einzuschätzen. Erst mit ca. 4 Jahren setzt überhaupt ein erstes Gefahrenbewustsein ein.

Es lässt sich doch auch an anderen Beispielen veranschaulichen. Wie oft will ihr Kind etwas in den Mund nehmen, dass Sie ihm in letzter Sekunde noch aus Hand oder Mund reißen? Auch auf ihr regelmäßiges „Das ist bäh!“ und „nein“ wird es das Kind das nächste Mal wieder versuchen. Auch wird ein Kind meist nicht nur einmal eine heiße Tasse oder die Heizung berühren.

Doch die Gefahr von elektrischem Strom ist um ein vielfaches höher als die einer heißen Tasse oder der Heizung. Das Sensibilisieren für Gefahren ist wichtig und sollte Teil der Erziehung sein. Allerdings wird es immer Momente geben, in denen man sein Kind eine Sekunde nicht im Blick hat. Die kindersichere Elektroinstallation dient hier als zusätzlicher Schutz um die maximale Sicherheit zu gewährleisten. Einen hundertprozentigen Schutz wird es in keinem Lebensbereich geben. Trotzdem sollten wir alles tun um Kindern die größtmögliche Sicherheit zu bieten, solange sie die Gefahren noch nicht selbst erkennen können.

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