Steckdose

Mindestquerschnitt für Steckdosenstromkreise

Ist 2,5mm² Leitungsquerschnitt für Steckdosen vorgeschrieben?

Immer wieder erreicht uns auf verschiedenen Wegen die Frage, ob ein Mindestquerschnitt für Steckdosenstromkreise vorgeschrieben ist. Auch in verschiedenen Internetforen wie auch unserer Facebook-Community taucht diese Behauptung regelmäßig auf. Mal soll für alle Steckdosen ein Querschnitt von 2,5mm² vorgeschrieben sein, mal für Steckdosen mit 16A und mal nur für öffentliche Gebäude. Ich versuche auf dieser Seite mal alle Fakten zu diesem Thema zusammenzufassen und die Frage nachvollziehbar zu beantworten.

Kein festgelegter Mindestquerschnitt für Steckdosenstromkreise

In keiner mir bekannten Norm ist ein Mindestquerschnitt für Steckdosenstromkreise festgelegt. Weder für die Wohnungsinstallation noch für Gewerbe oder öffentliche Einrichtungen. Eine generelle Forderung, die einen Mindestquerschnitt von 2,5mm² fordert existiert in dieser Form nicht. Dass dieser bei einigen Bauprojekten dennoch gefordert ist, liegt in diesen Fällen aber an der Forderung von Kunden oder Bauherren, die einen solchen Querschnitt selbst fordern. Eine Norm dazu gibt es nicht.

Vorgehen zur Qurschnittsbestimmung

Maßgeblich für die Bestimmung des nötigen Leitungsquerschnittes für Steckdosenstromkreise, sind die gleichen Faktoren nötig wie bei anderen Stromkreisen auch. Im Einzelnen müssen folgende Punkte berücksichtigt werden:

  • Mindestquerschnitt
  • Strombelastbarkeit
  • Überlast- und Kurzschlussschutz
  • Spannungsfall
  • Erfüllung der Abschaltbedingungen



Querschnittsbestimmung im Detail

Mindestquerschnitt für Steckdosenstromkreise / mechanische Festigkeit

Als erstes Kriterium ist hier die mechanische Festigkeit nach DIN VDE 0100-520 zu nennen. Im Abschnitt 524, Tabelle 52.2 wird ein Mindestquerschnitt von 1,5mm² für die feste Verlegung von Laststromkreisen gefordert.

Strombelastbarkeit

Das nächste Kriterium, das es zu betrachten gilt ist die Strombelastbarkeit der Leitung. Diese ist abhängig von der Art der Leitung, der Verlegeart und den Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Häufung. Nach DIN VDE 0298-4 Tabelle A1 und A2 ergeben sich für eine NYM-J 3×1,5mm² Cu-Leitung (Zwei belastete Adern) folgende Wert für Iz:

  • 16,5A (Verlegeart A1+A2)
  • 18,5A (Verlegeart B1)
  • 17,5A (Verlegeart B2)
  • 21A (Verlegeart C)

Selbst im ungünstigsten Fall (Verlegeart A1/A2) ergibt sich also Iz=16,5A bei 1,5mm². Bei einer Absicherung mit einem LS-Schalter B16A gilt also In<Iz=16A<16,5A. Der Nennstrom der Absicherung ist also kleiner als die Strombelastbarkeit und damit der Querschnitt von 1,5mm² ausreichend.

Überlastschutz

Bei einer Strombelastbarkeit Iz > 16,5A ist bei einem LS-Schalter B16A der Überlastschutz ebenfalls gewährleistet. Die Bedingung In<Iz  ist bei allen Verlegearten gewährleistet.  Siehe hierzu auch DIN VDE 0100-430.

Kurzschlussschutz

Ein weiterer Punkt den es zu berücksichtigen gilt ist der Kurzschlussschutz. Hier ist die DIN VDE 0100-430 zu berücksichtigen. In Abschnitt 6.3.2.2 heißt es dazu, dass der Kurzschlussschutz als erfüllt gilt, wenn die Einrichtung für den Überlastschutz (hier der LS-Schalter) der Strombegrenzuungsklasse 3 enspricht. Diese Bedingung müsste grundsätzlich erfüllt sein, da die TAB generell die Strombegrenzungsklasse 3 fordert.

Spannungsfall

Auch der Spannungsfall ist ein entscheidendes Kriterium für die Bestimmung des nötigen Leitungsquerschnittes. Zu beachten ist, dass es verschiedene Forderungen für den zulässigen Spannungsfall gibt:

  1. DIN VDE 0100-520 Abs. 525.1 enthält die Empfehlung zwischen Hausanschluss und Verbraucher einen Spannungsfall <4% einzuhalten.
  2. Nach TAB ist zwischen HAK und Zähler ein Spannungsfall von <0,5% einzuhalten.
  3. DIN 18015-1 fordert zwischen Zähler und Verbraucher <3% Spannungsfall.

Grob lässt sich sagen, dass der Spannungsfall von 3% bei einer Leitung 3×1,5mm² und 16A eine Leitungslänge von ca. 18m zulässt. Zu beachten ist, dass zusätzlich auch der Spannungsfall auf der Hauptleitung mit 0,5% mit berücksichtigt werden muss. Sind diese Bedingungen erfüllt, ist aber auch hiernach ein Querschnitt von 1,5mm² ausreichend.

Erfüllung der Abschaltbedingungen / indirektes Berühren

Der letzte Punkt ist die Einhaltung der Abschaltbedingungen bei indirektem Berühren. Die entsprechenden Werde für die Einhaltung der Abschaltbedingungen lassen sich in den Tabellen der TAB ablesen. Hier ist eine deutliche Vereinfachung zur Berechnung möglich: Wenn der Spannungsfall <3% erfüllt ist und die Schleifenimpedanz Zs<300mOhm beträgt, kann auf die Berechnung verzichtet werden und angenommen werden, dass die Abschaltbedingungen erfüllt sind.

Fazit: 1,5mm² Mindestquerschnitt für Steckdosenstromkreise

Als Fazit lässt sich festhalten, eine generelle Forderung Steckdosenstromkreise grundsätzlich mit 2,5mm² anzuschließen gibt es nicht. Es ist immer eine Einzelfallbetrachtung notwendig. Die oben genannten Kriterien entscheiden darüber, ob ein Querschnitt von 1,5mm² ausreichend ist oder der Leitungsquerschnitt auf 2,5mm² erhöht werden muss.

Nichts desto trotz wird in vielen Fällen standardmäßig 2,5mm² eingesetzt. In Gewerbe und Industrie sind die Leitungswege meist so lang und Häufungen normal, sodass man generell auf 2,5mm² zurückgreift. Ach im Wohnungsbau setzen viele Firmen standardmäßig 2,5mm² für Steckdosenstromkreise ein. Manchmal wird 2,5mm² auch nur für Großverbraucher wie Trockner, Waschmaschinen oder den Backofen verlegt.

Es spricht nichts gegen 2,5mm²als generellen Querschnitt. Die Aussage, dass 1,5mm² generell nicht mehr zulässig sei ist aber schlichtweg falsch.

Quellen und weitere Informationen zum Mindestquerschnitt für Steckdosenstromkreise:

3 Kommentare

  1. Hallo,

    sehr hilfreiche Informationen. Danke dafür. D.h. zwei Klimasplit Geräte mit 2,5kW an einem B16 mit NYM 1,5^2 können problemlos betrieben werden ?
    Viele Grüße
    Michael Goldbach

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