Eine Doppelsteckdose mit zwei Stromkreisen: Dieses Thema wird den meisten in der Praxis schon einmal begegnet sein. Regelmäßig stellt sich hier die Frage, was ist erlaubt und was nicht? Grundsätzlich dürfen Stromkreise nicht in einer Verbindungsdose gemischt werden. Es gibt jedoch Ausnahmen.
Doppelsteckdose mit zwei Stromkreisen: Vorteile in der Praxis
In Wohnräumn wird man selten in die Verlegenheit kommen, mehrere Stromkreise in einer Mehrfachsteckdose unterbringen zu wollen. Eine Möglichkeit, bei der einem diese Konstellation jedoch häufiger begegnet sind Steckdosen für Waschmaschine und Wäschetrockner. Häufig findet man hier in Badezimmern oder Waschräumen eine Doppelsteckdose mit zwei seperaten Stromkreisen, also zwei eigenen Zuleitungen mit jeweils eigener Absicherung.
Im gewerblichen Bereich ist eine solche Installation schon eher üblich. In vielen Bürogebäuden findet man Steckdosen in verschiedenen Farben. Häufig graue oder weiße Steckdosen für die allgemeine Stromversorgung. Und zusätzlich häufig grüne oder orangene Steckdosen, oft mit „EDV“ beschriftet, für EDV-Geräte wie Computer.
Das sagt die VDE
In den VDE-Normen wird das Thema Mehrfachsteckdosen mit getrennten Stromkreisen nicht explizit erwähnt. Jedoch passt hierzu durchaus das Einführen mehrerer Stromkreise in eine Verbindungsdose. Dieses Thema ist in der VDE 0100-520, Abschnitt 521.8.3 geregelt. Dort heißt es „Wenn mehrere Stromkreise in einer Verbindungsdose enden, müssen die Klemmen für jeden Stromkreis durch isolierende Trennwände innerhalb der Verbindungsdose abgeteilt werden, außer bei Verwendung von Verbindungsmaterial nach der Normenreihe DIN EN 60998 (VDE 0613)
und Reihenklemmen nach der Normenreihe DIN EN 60947-7 (VDE 0611).“
Aus dieser Formulierung würde ich schließen, dass aktive Leiter verschiedener Stromkreise in einer Verbindungs- oder Abzweigdose grundsätzlich als unproblematisch angesehen werden, wenn die Leiter in der Dose fachgerecht und dauerhaft sicher geklemmt werden.
Fazit: Gefahr beim Öffnen der Abdeckung
Nach meiner Einschätzung dürfte es grundsätzlich zulässig sein, Doppelsteckdosen mit zwei Stromkreisen zu versorgen. Allerdings sollte beachtet werden, dass beim Öffnen der gemeinsamen Abdeckung ein erhöhtes Risiko besteht. Schaltet man nur einen Stromkreis ab, bleibt die andere Steckdose unter Spannung. Auch wenn eine Elektrofachkraft schnell erkennen sollte, dass es sich um zwei getrennte Stromkreise handelt, muss man immer damit rechnen, dass auch Laien eine solche Abdeckung einmal öffnen.
Ich halte es daher für sinnvoll hier eine Kennzeichnung vorzunehmen. Ob dies durch eine beschriftung auf der Abdeckung z.b. mit der Stromkreisnummer (F1 / F2) passiert. Oder man im Steckdoseneinsatz selbst eine Beschriftung vornimmt bleibt jedem selbst überlassen. Auch wenn die VDE es nicht grundsätzlich ausschließt, ist hier eine gründliche Abwägung zu machen, ob die Sicherheit gewährleistet werden kann.
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